Neu im Museum – Unser Hingucker im September

Alles im Kasten!

Lunte, Schnur, Leine, Trosse – wie entsteht aus Kunststofffasern ein ordentlicher Festmacher? Darüber gibt die Übersicht in diesem Schaukasten Auskunft. Hergestellt wurde er von der „Bremer Tauwerk-Fabrik F. Tecklenburg & Co.“, die hier schon als „Spinnerei und Weberei“ firmiert. Das gibt einen Hinweis auf die zeitliche Einordnung des Objekts in die Zeit um 1950.

Die Bremer Tauwerk-Fabrik, kurz „BTF“, hatte ihren Sitz in Bremen Grohn. Ihre Wurzeln reichen zurück in das Jahr 1793, als der in Altona geborene Seilermeister Claus Hinrich Michelsen (1772-1854) hier eine Reepschlägerbahn gründete. 1832 verfügte das Unternehmen auch über eine Filiale in Bremerhaven, 1845 waren zwanzig Mitarbeiter beschäftigt.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts  boomten Seeverkehr, Industrie und Landwirtschaft, entsprechend stieg die Nachfrage nach Tauwerk. Eine Dampfmaschine wurde angeschafft, Ende der 1880er Jahre wurde das Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Mit dem Tod von Claus Hinrich Michelsen, dem Enkel des Firmengründers, im Jahre 1902, ging das wachsende Geschäft in andere Hände über und wurde 1927 schließlich von dem Bremer Kaufmann Fritz Tecklenborg (1888-1964) übernommen. Er baute die BTF weiter aus, unter anderem durch Erwerb der „Hartfaserspinnerei Harburg“ (Felten & Guilleaume) und der Kieler Hanf- und Drahtseilwerk GmbH.

Ab 1947 wurden unter dem Dach der BTF auch Teppiche und Vorleger aus Sisal und Wolle gewebt, 1963 die Netzfabrikation aufgenommen, die von der „Netzfabrik Ahlers GmbH“, Bremerhaven übernommen wurde.  Das Unternehmen hatte inzwischen über 1.200 Angestellte. 1967 folgte die Herstellung von Badvorlegern, die unter dem Markennamen „Kleine Wolke“ bis heute vielen bekannt sein dürften. 1988, nach der Übernahme durch „Leifheit“, schloss die Fabrik in Bremen-Grohn ihre Pforten.

Schaukästen wie dieser wurden zu Werbe- und Unterrichtszwecken auch maritimen Ausbildungsstätten zur Verfügung gestellt. Dieses schöne Exemplar stammt vermutlich aus der ehemaligen „Schiffsjungenschule“ in Elsfleth. Dort lernten die angehenden Matrosen unter anderem auch den Umgang mit Tauwerk. Die Berufsausbildung für angehende  Schiffsmechaniker*innen wird bis heute in Elsfleth fortgeführt. Mit dem 2005 gegründeten „Maritimen Kompetenzzentrum“ (MARIKOM), besteht hier ein deutschlandweit einzigartiges Ausbildungszentrum für maritime Berufe.