Geschichte

1846 – 1955

Seit seiner Eröffnung im Jahre 1846 ist der Telegraph Brakes Wahrzeichen. Seit 1960 ist hier das Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen Unterweser e.V. untergebracht. In den dazwischen liegenden 124 Jahren diente das Gebäude als Telegraphenstation, Gefängnis, Hafenamt, Cholerahospital (1849/50) und öffentliche Bedürfnisanstalt. Auch die städtische Feuerspritze war hier stationiert. Darüber hinaus verfügte der Turm über eine kleine Wohnung, die zunächst von einem Hausmeister bewohnt wurde.

1955 – 1960

Anfang der 1955er Jahre wurden unterschiedlichste Nutzungskonzepte für den Telegraphen diskutiert. 1955 kaufte die Stadt Brake das Gebäude vom Land Niedersachsen. Ein Jahr später feierte Brake 100-jähriges Stadtjubiläum. Der Zahnarzt Dr. Friedrich (Fritz) Carstens, Vorsitzender des Braker Ruder- und Segelvereins und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs, organisierte aus Anlass des Stadtjubiläums 1956 eine Schifffahrtsausstellung. Als erster ehrenamtlicher Museumsleiter legte Carstens den Grundstock für die auch heute noch wachsende Sammlung des Museums. Viele Privatleute, aber auch Unternehmen stellten dem Museum Objekte zur Verfügung. Dazu zählten vor allem Schiffsmodelle, Schiffsporträts, sogenannte „Kapitänsbilder“, Gemälde, Seekarten oder nautische Instrumente. Auch das Bruchstück des Rettungsbootes der berühmten Viermastbark Pamir ist bereits seit 1960 Bestandteil der Museumssammlung.

1960 – 1980

Nach dem Tod von Dr. Friedrich Carstens übernahm der Braker Arzt Dr. Carl Reinecke die ehrenamtliche Museumsleitung Reinecke baute die Museumssammlung weiter aus und ordnete sie neu. Carstens und Reinecke teilten die Leidenschaft für niederländische Fliesen. Aus diesem Grund verfügt das Schiffahrtsmuseum über einen bedeutenden Bestand, der leider nur zu einem Teil in den Dauerausstellungen zu sehen ist. So wurde dieser Raum ursprünglich von Carstens als geflieste „Kapitänsstube“ eingerichtet. Ein Teil der von Reinecke zusammengetragenen Fliesen ist im Haus Borgstede & Becker zu bewundern.

1980 – 1988

1980 gelang es, das Museum um eben dieses Haus Borgstede & Becker in der Breiten Straße 9 zu erweitern. 1985 wurde die Daueraustellung in dem 1808 erbauten Kaufmanns- und Reederhaus eröffnet. Dadurch konnten Ausstellungsschwerpunkte ergänzt und vertieft werden. Darüber hinaus verfügte das Museum nun über Räumlichkeiten für Sonderausstellungen. Der Umbau und die Ausgestaltung von Haus Borgstede & Becker wurde intensiv von Frau Maren Reinecke begleitet, die ihren Mann während seiner zwölfjährigen Zeit als Museumsleiter engagiert unterstützte. Von Beginn an stand dem Museum ein Trägerverein zur Seite. Von 1960 bis 1988 war Generalkonsul Gert Ohlrogge Erster Vorsitzender des Vereins und währen seiner 28-jährigen Amtszeit auch großer Förderer des Museums.

1988 – 2010

Nachfolger wurde Klaus Müller, bis 1990 geschäftsführender Gesellschafter der Firma J. Müller, Brake. Unter ihm gelang die nachhaltige Neuaufstellung und Professionalisierung des Schiffahrtsmuseum. Am 1. Juni 2014 starb der hoch engagierte Förderer und Mäzen. 2001 konnten die Verwaltungsräumlichkeiten des Museums in das 1835 von dem Kaufmann und Reeder Anton Tobias erbaute Packhaus in der Breiten Straße 7a umziehen, heute Dr. Fritz-Carstens-Weg 1. Dort befinden sich auch Archiv und Bibliothek sowie Magazinräumlichkeiten und eine kleine Werkstatt. Das Erdgeschoss ist auch Sitz der „Kunstschule im Packhaus“. Seit 2004 verfügt das Schiffahrtsmuseum über eine hauptamtliche wissenschaftliche Leitung. 2008 erfolgte die Wiedereröffnung des Hauses Borgstede & Becker nach einer umfassenden Sanierung und Neugestaltung der Dauerausstellungen unter modernen musealen Gesichtspunkten.

2010 – 2014

2010 eröffnete mit dem Haus Elsfleth eine weitere ergänzende Dauerausstellung in der ehemaligen Bürgervilla Steenken in Elsfleth. Die Initiative dazu kam von dem Elsflether Kapitän und Reeder Horst-Werner Janssen, ebenfalls langjähriges Vorstandsmitglied des Trägervereins. Mit der Eröffnung dieses dritten musealen Standbeins konnte zugleich das 50-jährige Bestehen des Schiffahrtsmuseums gefeiert werden. 2011 erhielt das Museum das Qualitätssiegel der niedersächsischen Museumsregistrierung. Die bauliche Sanierung und die komplette Überarbeitung und Neugestaltung des Telegraphen ist seit September 2014 abgeschlossen. Damit zeigt sich auch das Stammhaus des Museums in neuem Glanz.

2014 bis Heute

Bis heute ist das Museum ein eingetragener Verein, der vom Engagement seiner Mitglieder lebt. Die institutionelle Förderung erfolgt durch den Landkreis Wesermarsch, die Städte und Kommunen Brake, Elsfleth, Lemwerder, Berne und Nordenham sowie mit Eigenmitteln durch Mitgliedsbeiträge und Eintrittsgeld. Die wenigen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von vielen ehrenamtlichen Kräften unterstützt. Museumsgründung, Ausbau und Modernisierung waren nur mit Hilfe zusätzlicher Projektförderungen durch Landes- und Bundesmittel, öffentliche Stiftungen und private Sponsoren sowie europäische Fördergelder möglich.