Walfang

Ein hartes und schmutziges Geschäft

Auch von den oldenburgischen Weserhäfen stachen vom 18. bis 20. Jahrhundert Walfänger in See, um im Nordmeer Jagd auf die Ozeanriesen zu machen. Dabei war es weniger das Fleisch, das die Jäger interessierte, sondern vielmehr das Fett. Zu Tran gesiedet bildete es einen wichtigen Rohstoff für die künstliche Beleuchtung, für Farben, Suppen, Seifen, Speisefette und Schuhpflegemittel.
Der deutsche Walfang blieb eher unbedeutend und wenig effizient. Die Walfänger machten an der Küste Grönlands eher Jagd auf Robben, deren Fett ebenfalls zu Tran gesiedet wurde, während ihre Felle in der Pelzindustrie Abnehmer fanden. Erst in den 1930er Jahren wurde im 3. Reich der Walfang industrialisiert, um die ‚Fettlücke‘ bei der Margarine-Herstellung zu schließen.

Das Museum erleben
Die Geschichte des Walfangs wird durch eine ganze Reihe von Gemälden und Bildern typischer Walfang-Szenen illustriert. Harpunen, Harpunengranaten und Flensmesser geben einen Eindruck von der Jagd und der Verarbeitung der Ozeanriesen. Daneben sind der Zahn eines Narwals oder Walbarten eindrucksvolle Zeugnisse von der Größe der Tiere.

Rätselhafte Azaria

Ein Walfänger aus Brake

Eindrucksvolles Zentrum der Walfang-Ausstellung ist das Modell der Bark AZARIA, einem Braker Walfänger des 19. Jahrhunderts. 40 bis 50 Seeleute stachen mit einem solchen Schiff Richtung Nordmeer in See. Das Modell zeigt die Ausstattung eines Walfängers, vor allem die Beiboote aber auch die Tranküche an Deck.
Fraglich ist allerdings, ob es tatsächlich eine korrekte Darstellung der Azaria ist. Vergleicht man das Modell mit einem Gemälde der Azaria auf Robbenfang im Eismeer, kann man einige Unterschiede zwischen beiden Schiffen erkennen.

Das Museum erleben
Modell und Gemälde der AZARIA finden Sie im ersten Stock des Telegraphen. Hier können Sie sich selbst ein Bild von den Unterschieden der beiden Darstellungen machen oder einfach eines unserer schönsten Schiffsmodelle in seinem Detailreichtum auf sich wirken lassen.

Scrimshaw

Kunst am Zahn

Zum Zeitvertreib entwickelten die Matrosen an Bord der Walfänger eine Kunstform, die sich noch heute großer Beliebtheit erfreut: Scrimshaw, eine Ritz- oder Gravurtechnik. Auf Zähnen von Pottwalen, einem Abfallprodukt der Jagd, ritzten die Seeleute Bilder ein. Der Vorgang des Ritzens oder Gravierens wird als ‚Scrimmen‘ bezeichnet.
Die meisten Scrimshaw-Kunstwerke stammen von amerikanischen Walfängern des 19. Jahrhunderts. Auch heute werden solche Objekte noch angefertigt, allerdings verwendet man keine Walzähne mehr. Die heutigen käuflichen Scrimshaw-Walzähne sind fast alle aus Kunststoff gefertigt. Zu den bekanntesten Scrimshaw-Sammlern gehörte John F. Kennedy.

Das Museum erleben
In unserem nautischen Kabinett im ersten Stock des Telegraphen können Sie einige Scrimshaw-Stücke in Augenschein nehmen und sich selbst einen Eindruck von der Kunstfertigkeit verschaffen.