Vermittlungskonzept

Vermittlungskonzept des Schiffahrtsmuseums der oldenburgischen Unterweser e. V.

Vorbemerkung:

Das SMU sieht sich – unter der Prämisse der üblichen herausfordernden Rahmenbedingungen kleiner und mittlerer Kulturinstitutionen – den von der ICOM und dem Deutschen Museumsbund formulierten Grundsätzen für eine qualitativ angemessene Bildungs- und Vermittlungsarbeit verpflichtet und ist bestrebt, diese konsequent als Basis für die eigene Arbeit in der Praxis umzusetzen.

Finanzielle und personelle Ressourcen:

Die Rahmenbedingungen für eine adäquate personelle Ausstattung im Bereich Bildung und Vermittlung sind für kleine und mittlere Museen mit knapp bemessenen Budgets, wie dies auch für das SMU gilt, äußerst herausfordernd. Das SMU verfügt seit Juli 2019 über eine professionell besetzte Stelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Umfang von acht Wochenstunden sowie seit 2004 über eine feste Stelle für Museumspädagogik und Veranstaltungsvorbereitung im Umfang von zehn Wochenstunden, die semiprofessionell besetzt ist. Um die Qualität der Vermittlungsarbeit nachhaltig zu gewährleisten, sind regelmäßige Fortbildungen obligatorisch. Das gilt im Wesentlichen auch für die ehrenamtlichen Kräfte, die in diesem Bereich unterstützen.

Um den Anforderungen an eine zeit- und fachgemäße Bildungs- und Vermittlungsarbeit gerecht zu werden und die Qualität der Arbeit nachhaltig zu sichern, soll dieser Bereich, der zu den zentralen Aufgabenstellungen musealer Arbeit zählt, zukünftig weiter ausgebaut und professionalisiert werden. Um dies angesichts der zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen mittelfristig zu erreichen, gilt es, verstärkt Kooperationen in den Blick zu nehmen und bereits bestehende, wie mit dem Museumsverbund Wesermarsch oder der Jade-Hochschule, Fachbereich Seefahrt, weiter zu intensivieren oder auszubauen. Zudem muss zukünftig zusätzlich auf externe Expertise zurückgegriffen werden. langfristig ist die Verankerung einer entsprechenden Stelle mindestens im Umfang von 20 Wochenstunden anzustreben.

Zielgruppen:

Die Beschäftigung mit der oldenburgischen Schifffahrtsgeschichte ermöglicht den Zugang zu einem breiten und vielfältigen Themenspektrum, das von der Technik- über die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte bis hin zu aktuellen Themen wie Migration und kulturelle Vielfalt reicht. Schifffahrt, Schiffbau, Hafenumschlag und Warentransport werden dabei nicht nur regional, sondern stets auch im europäischen und internationalen Kontext betrachtet. Das Themenfeld bietet daher auch zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine zeitgemäße Ansprache und den Dialog mit unterschiedlichsten Zielgruppen in einem zunehmend heterogenen gesellschaftlichen Spektrum und ermöglicht zugleich Teilhabe und die Auseinandersetzung mit dem materiellen und immateriellen maritimen Kulturerbe der Region im Dialog und auf Augenhöhe für fast alle Altersgruppen.

Methoden:

Das SMU hat in den letzten Jahren, trotz knapper personeller Ressourcen, seine Öffentlichkeitsarbeit ausbauen können. Dabei kann das Haus auch auf eine enge und kooperative Zusammenarbeit mit den regionalen Pressevertreter*innen zurückblicken. Grundlage bilden die klassischen Formate wie Pressegespräche, Pressemitteilungen und Informationen, die Herausgabe von Veranstaltungsflyern und Programmen, die über das in den letzten Jahren entwickelte Corporate Design als Marke einen hohen Wiedererkennungswert erreicht haben.

Innerhalb der persönlichen Vermittlungsformate wie Führungen oder museumspädagogische Aktionen, hat sich die Entwicklung von Sonderformaten für kleinere Gruppen bewährt, in denen diese in unmittelbaren und engen Kontakt mit originalen Objekten und Exponaten treten können. Ein Beispiel dafür sind die „Blaue Stunde“ oder „360 Grad“. Das Angebot wird regelmäßig weiterentwickelt und ausgebaut.

Das SMU konnte in den letzten Jahren auch seine Publikationstätigkeit ausbauen. Neben der Fortschreibung einer bereits bestehenden Schriftenreihe entstanden im Zusammenhang mit zwei Sonderausstellungen 2016 und 2018 erste Kinderbroschüren als Begleithefte, die durch den engen thematischen Bezug zur Dauerausstellung auch langfristig als „Entdeckerhefte“ für Kinder und Familien, aber auch für erwachsene Zielgruppen gut funktionieren. Gemeinsam mit dem Museumsverbund Wesermarsch wurden als Begleitmaterial u. a. für die Museumstage für alle Häuser des Verbundes „Entdeckerhefte“ herausgegeben. Diese sollen 2020 neu aufgelegt werden. Mit dem Projekt „Kulturlandschaft Unterweser“ entwickelte das SMU über 24 Infokärtchen, die als „Minireiseführer“ funktionieren und individuell zusammengestellt werden können, 2015 ein gut funktionierendes Angebot zur Entdeckung des regionalen Kulturerbes in- und außerhalb des Museums, das für unterschiedlichste Zielgruppen geeignet ist und immer noch gut nachgefragt wird. Das Kartensystem erstreckt sich bislang auf Rundgänge durch Brake und Elsfleth, ist jedoch flexibel und erweiterbar. Anlässlich eines im September 2019 erfolgten Gespräches mit der Verwaltungsspitze und Vertreter*innen verschiedener Fraktionen der Gemeinde Lernwerder wurde großes Interesse bekundet, sich an dem Projekt zu beteiligen.

Mit der kompletten Überarbeitung und Modernisierung der bestehenden Dauerausstellungen ermöglicht das SMU seinen Besucher*innen, in einen spannenden, teilweise interaktiven und engen Dialog mit einzigartigen originalen Objekten und Zeugnissen des regionalen maritimen Kulturerbes zu treten. Neben einigen wenigen komplexen Medienstationen kommen hier vor allem Hörstationen und Audioguides zum Einsatz. Im „Telegraphen“ ist weitgehend Zweisprachigkeit umgesetzt, über ein vom Landkreis und Jobcenter Wesermarsch gefördertes Digitalisierungsprojekt ist der Einsatz von Multimediaguides mit der Option der Mehrsprachigkeit in Vorbereitung.

Das SMU verfügt über eine eigene Website, die Anfang 2019 neu gelauncht werden konnte und einen wesentlich barrierefreien Zugang zu unseren musealen Angeboten ermöglicht. Bereits 2014 wurde ein Blog eingerichtet, der jedoch noch sporadisch gepflegt werden kann. Darüber hinaus ist das SMU über SocialMedia- Plattformen wie Facebook oder lnstagram zu erreichen. 2015 erhielt das SMU für die Entwicklung eines multimedialen Museums- und Stadtrundgangs für Kinder und Jugendliche, das auf dem Prinzip des Geocaching fußte und in Kooperation mit dem Kehdinger Küstenschiffahrtsmuseum, Wischhafen, ausgearbeitet wurde, den Förderpreis Museumspädagogik der VGH-Stiftung. Angesichts der raschen Weiterentwicklungder kommerziellen Informations- und Kommunikationstechniken war dieses Projekt jedoch nicht konkurrenzfähig. Das SMU plant daher mittelfristig die Entwicklung und Ausarbeitung einer nachhaltigen und übergreifenden digitalen Gesamtstrategie, die den museumseigenen Ressourcen Rechnung trägt.

Kooperationen:

Das SMU setzt in seiner Bildungs- und Vermittlungsarbeit auf Kooperationen mit anderen Museen, Kulturund Bildungseinrichtungen, Hochschulen und Fachhochschulen regional und überregional. Dies manifestiert sich beispielsweise in der engen Zusammenarbeit im Museumsverbund Wesermarsch bei der Entwicklung gemeinsamer Projekte und Vermittlungsformate, beispielsweise den „Museumstagen“ für alle Grundschulen des Landkreises, die seit 2008 jährlich in allen Häusern des Verbundes mit großem Erfolg durchgeführt werden und die Position der Museen in der Region als außerschulische Lernorte positiv verankern. Von 2013 bis 2017 beteiligte sich das SMU darüber hinaus an der „Wasserakademie“, einem Projekt der Hochschule Bremerhaven, das sich vornehmlich an den Lehrplänen der schulischen Oberstufen orientiert. Darüber hinaus konnte die enge Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Seefahrt der Jade-Hochschule über die letzten Jahre dauerhaft verstetigt werden. Das SMU steht ferner in engem Dialog mit den Kommunen, dem Landkreis Wesermarsch, der Kreisvolkshochschule und der Kreismusikschule des Landkreises Wesermarsch. Seit 2018 ist das SMU darüber hinaus Projektpartner von „Museen verbinden Welten“. Diese vielfältigen Kooperationen sollen auch in Zukunft nachhaltig verstetigt und ausgebaut werden.

Ausblick:

Die Bildungs- und Vermittlungsarbeit als eine museale Kernaufgabe weiter auszubauen und zu professionalisieren, wird für die Zukunft eine große Herausforderung für das SMU bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen, soll die immanente Bedeutung für das SMU als kultureller Dienstleister weiter nachhaltig verankert werden, im engen Dialog mit den Menschen, den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Akteuren der Region.

Das vorliegende Vermittlungskonzept ist für die Zukunft weiter fortzuschreiben und weiterzuentwickeln, auch unter Einbeziehung der praktischen Erfahrungen und der Expertise der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die in diesem Arbeitsfeld für das SMU tätig sind.

Brake, d. 15. Juli 2019

(Dr. Christine Keitsch)
    Museumsleiterin