Zielscheibe aus blutigem Zusammenhang

Ins Museum oder in den Müll? Gefunden, geschenkt oder vererbt – Auf vielfältige Weise kommen Dinge ins Museum. In unserer aktuellen Sonderausstellung „Menschen Schiffe Tüdelkram? Vielfalt bewahren!“ präsentieren wir besondere Objekte. Eine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor.

Zielscheibe aus blutigem Zusammenhang
Die Zielscheibe zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: seine Herkunft und Wiederentdeckung. Vermutlich ist diese Zielscheibe bereits in den 1960er Jahren in das Schiffahrtsmuseum gelangt. Sie wurde im Telegraphengebäude abgegeben, das bis zur Eröffnung von Haus „Borgstede & Becker“ im Jahr 1985 einziges Standbein des Museums war. Der exotisch anmutende Gegenstand wurde freudig in Empfang genommen, zur weiteren Begutachtung zunächst beiseitegelegt – und konnte fünf Jahrzehnte lang absolute Ruhe genießen.
2012 wurde das Telegraphengebäude aufgrund einer umfangreichen Sanierungsmaßnahme komplett ausgeräumt. So tauchte – gemeinsam mit einigen anderen Objekten – auch diese Zielscheibe wieder auf.
Dieses seltene Objekt, das heute durch seine Ästhetik besticht, stammt aus einem blutigen Zusammenhang: der brutalen Niederschlagung des Boxer-Aufstands in China 1900/1901. Die militärische Auseinandersetzung, an der acht Nationen beteiligt
waren, darunter auch Deutschland, kostete abertausende Menschen, vor allem Zivilisten, das Leben, unschätzbare Kulturgüter wurden geplündert und gingen verloren – oder sind heute weltweit in Museen zu finden und beflügeln sinnvoll die Diskussion über den Umgang mit Raubgut. Die Eisenbahn-Bau-Compagnie No.3, von der die Zielscheibe stammt, unterstand dem damaligen Reichsmarineamt und bestand in Ostasien nur aus wenigen Mann.

Menschen Schiffe Tüdelkram? Vielfalt bewahren!
21. Mai 2023 bis 4. August 2024
Haus Borgstede & Becker

Das Projekt wird gefördert von der Oldenburgischen Landschaft mit Mitteln des Landes Niedersachen sowie von der LZO Stiftung Kunst und Kultur.