Nachruf auf Fregattenkapitän a. D. Erwin Wagner

Unter unseren Ehrenamtlern zählte er fast schon zu den Urgesteinen. Knapp 20 Jahre setzte er sich für das Schiffahrtsmuseum Unterweser ein – im wörtlichen Sinne mit Leib und Seele. Gemeinsam mit seinen Kollegen Jochen Ziewitz, Onno Ficke und – bis 2015 Heino Paradies – wurde rund um Magazine, Museumsgebäude und Gärten alles kompetent erledigt, was sich mit ehrenamtlicher Kraft, Ausdauer, Tatkraft und Kreativität erledigen ließ. Und das war eine ganze Menge. Im Laufe der Jahre wurden drei Dauerausstellungen neu eingerichtet, zahllose Sonderausstellungen auf- und wieder abgebaut, zwei Zertifizierungsprozesse aktiv begleitet und nicht zuletzt erhielten auch die Außenobjekte alljährlich eine ordentliche Reinigung nebst einem anständigen Schlag Farbe, falls dieses denn nötig schien.

Seine große Leidenschaft jedoch galt einem einstigen Kollegen zur See: Konteradmiral Carl-Rudolph Bromme (1804-1860), Oberbefehlshaber der ersten gesamtdeutschen Marine zu deren Stützpunkt neben Bremerhaven auch Brake zählte. Als einer der Ersten widmete sich Erwin Wagner verdienstvoller Weise der zu dem Zeitpunkt noch relativ unbeforschten Zeit Brommys als Marineoffizier in Griechenland. Mit Unterstützung der Übersetzerin Irene Lang-Grypari wurden neue Quellen erschlossen und analysiert. Die Ergebnisse erschienen 2009 als Publikation im Isensee-Verlag, Oldenburg und wurden darüber hinaus in zahlreichen Vorträgen veröffentlicht.

Gern fertigte der aktive Hobbytischler Praktisches für die Objektbewahrung, aber auch Lehrreiches und Anschauliches für geneigte Museumsleiterinnen an. So wurde beispielsweise nach einer lebhaften Debatte über die Positionierung eines originalen Versetzankers von einem Bagger der Weserkorrektion im Garten von „Haus Elsfleth“ ein entsprechendes maßstabsgetreues Minimodell aus Sperrholz in der heimischen Werkstatt produziert und als Nikolausgeschenk überreicht.

Auch die Musik war ein fester Bestandteil seines Lebens. Ob als Organist im ehrenamtlichen Kirchendienst, als Leiter eines weiblichen Shantychores oder mit großer Freude als musikalische Begleitung so mancher musealen Weihnachtsfeier. 2021 hat er sich aus Altersgründen aus dem aktiven ehrenamtlichen Museumsdienst zurückgezogen, blieb aber in guter Verbindung und schaute bei vielen Veranstaltungen vorbei. Nicht selten in Begleitung seiner Frau Christel.

Er war ein wunderbarer Mensch, geprägt von einer unerschütterlich christlichen Grundhaltung, humorvoll, herzlich, zugewandt und von großer Menschlichkeit. In unserem Hause hat er viele Spuren hinterlassen und aktiv dabei mitgewirkt, das SMU für einen zukunftsfähigen Weg aufzustellen. Am 7. Dezember 2024, dem zweiten Sonntag im Advent, hat Erwin Wagner seine letzte Reise angetreten. Wir werden ihn sehr vermissen. Fair winds – following seas! Deine Museumscrew